Montag, 3. Oktober 2016

Whisky Trail

Mein erster Whisky war gemopst aus der Spirituosensammlung meines Großvaters. Ich fand ihn herrlich - zumindest die ersten 3-4 Stunden nach dem Genuss. Ich war 13 - was hätte aus mir werden können?
Was aus mir wurde ist ein Whiskyliebhaber. Ich trinke nicht häufig und nicht viel, aber mit Genuss, obwohl ich die schottische Redensart verstehe:
Ein Glas ist fabelhaft, zwei sind zu viel, drei sind zu wenig.* 
Um zu verstehen, wo der Whisky herkommt bin ich nach Schottland gereist. Die tiefsten Eindrücke einer Reise bekomme ich, wenn ich zu Fuß gehe, also bin ich gewandert - und zwar den Whisky Trail. 


Hier mein kleiner Reisebericht wobei ich mich mal auf die zwei ersten Destillerien konzentriert habe und den Rest mehr überfliege (obwohl auch voller Eindrücke): 


Mit dem Flugzeug nach Aberdeen, dann mit dem Zug nach Keith und mit dem Taxi nach Dufftown:



Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut, Dufftown steht auf sieben Destillerien.* 
Da August Hochsaison in Schottland ist, war es gar nicht so einfach ein Zimmer zu bekommen. Letztlich fand ich ein Zimmer im Fournet House. Die Bewertungen im Internet waren gemischt und die Therapiekatzen auf der Homepage waren etwas abschreckend - aber es war eine sehr liebevolle Unterkunft mit Flair und fantastischem Frühstück!
Da ich nach 19:00 Uhr Abendessen wollte lernte ich, dass man das in Schottland nicht macht. Kein Pub, kein Hotel bot mehr etwas zu essen an. Also bestellte ich Chips in einer Bar, die mit gutem Bier fast eine Mahlzeit waren. Ein paar zusätzliche Kalorien aus der Umwerfenden Whiskyauswahl der Bar - und der Hunger war vergessen.

Von Dufftown ging es zur Glenfiddich Destillerie (der Whisky in der Bar meines Opas s.o.). Unglaublich Mengen dieses Whiskys werden in unglaublich viele Länder exportiert: 192 Länder nach eigenen Angaben (die UNO hat 193 Mitglieder). Der Showroom ist toll und voller Whisky Enthusiasten und der Shop ist nett gemacht. Führungen finden wie am Fließband statt, sehr effizient und interessant, mit kleinem Tasting. Als duftiger, sprittiger Whisky gehört Glenfiddich heute nicht mehr zu meinen Favoriten, ich verstehe aber, warum er so beliebt ist. Marketingmäßig macht den Jungs jedenfalls niemand etwas vor.
Als vor ein paar Jahren Schnee zum Einsturz einer Lagerhalle führte und einige Fässer beschädigte, wurde der Whisky rasch in neue Fässer umgefüllt - da hierbei sehr alter und wertvoller Whisky mit jüngerem vermischt wurde, wurde gleich eine besondere Abfüllung gemacht: der "Snow Phoenix" - sagenhaft in Preis und sehr rasch ausverkauft.




It's all about the prize tag (15.000 GBP) 





Es gibt zwei Dinge, die ein Highlander nackt mag, und eine davon ist Malt Whisky.*

Man schlendert nun beschwingt am Fluss Fiddich entlang - am Fluss Spey angelangt, schlägt man einen Haken und erreicht Macallan.
Die Macallan Distillerie hat mich umgehauen. Sie legt ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Holz: die Fässer, das Eichenholz und das, was vorher in den Fässern war. Was vorher in den Fässern war? Na klar, die Schotten sind ja sogar sprichwörtlich sparsam und so wurden früher gerne gebrauchte Fässer zu Lagerung des feinen Getränks verwendet. Dabei entstanden interessante Farb- und Geschmacksvariationen, deren Herstellung heute zur Kunst gereift sind. Im Gegensatz zum Glenfiddich ist der Macallan ein eher öliger Whisky und ein echter Gaumenschmeichler. Ich liebe ihn. Und unsere Führung wurde von der bezaubernden Georgia geleitet - eine wahre Freude.




Das Haus ist auf allen Flaschen Macallan - glaube ich zumindest - ich kauf lieber noch ein paar,  nur um sicher zu gehen...

Die Gerste

Am Spey hinauf kommt man an vielen Distillerien vorbei - unter anderem Cardhu, Bestandteil von Johnny Walker, aber auch selbst ein angenehmer Zeitgenosse und Cragganmore mit sensationellem Namen und einigen kleineren Destillerieproidukten, die sonst seltener auf denTisch bzw. ins Glas kommen: Glen Elgin und Mortlach zum Beispiel.




The Haugh Hotel - nach ca. 40 Kilometern durchaus willkommene Rast


Da geht es lang!

Auf dem Bild ist ein Rehbock, aber ich sehe ihn selbst nicht mehr.

Hinkelsteine

Bahnhöfe - der Whisky Trail geht in langen Strecken auf der alten Bahnstrecke - die Bahnhöfe sind in Einfamilienhäuser umgewandelt worden.

Hier dürfte man eigentlich gar nicht sein - lange Geschichte - ich habe mich ein bisschen wie im Film "Stand by me" gefühlt.

der Whisky Train von Grantown on Spey nach Aviemore

Endlich Heidelandschaft (vom Zug aus)


Und endlich Haggis - und es hat großartig geschmeckt! Hier im Cairngorm Hotel.

Inverness, beim Loch Ness - keine Ungeheuer

Mässigung, das ist meine eiserne Regel. Neun oder zehn sind eine vernünftige Erfrischung, alles andere artet in Trinkerei aus.* 
Soviel aus Schottland. Da fehlen natürlich ganz große Whiskys, die sind aber gar nicht so leicht auf einmal zu erwandern. Sicher muss ich mal nach Islay zu Ardbeg und Laphroaig. Den Ardbeg kann man nicht nur trinken, sondern auch inhalieren - das habe ich mit dem großartigen Matthias Lange gemacht. Hier der Bericht zur Ardbeg Vernebelung.
Und auf die Insel Sky mit wunderbaren Wanderwegen und dem Talisker - aber das habe ich mir für ein anderes Mal aufgehoben.

Soweit so prost - viele, brave Gäste wünscht
Armin Gross

http://www.whisky-journal.de/wissenswertes/zitate/

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